25. Tag der Kriminalitätsopfer: "Informierte Opfer sind stark! Aussenstelle Limburg-Weilburg vor Ort präsent
Limburg/Hadamar. 1976 wurde die erste hessische Landesgeschäftsstelle in der Fürstenstadt Hadamar unter Leitung des Landesbeauftragten Jochen Dillmann unter anderem mit dem Vorsitzenden und Mitbegründer des WEISSEN RING, Eduard Zimmermann (bekannt aus der Sendung "Aktenzeichen XY"), sowie Bürgermeister Hermann Bellinger eröffnet.
Von 420 Aussenstellen sind 26 in Hessen, eine davon die des Landkreises Limburg-Weilburg unter Leitung von Bernd Borchert. Das Landesbüro ist zwischenzeitlich in Eschborn untergebracht und steht unter Leitung von Horst Cerny. Vieles hat sich seit 1976 geändert, doch das Grundanliegen des WEISSEN RING, Opfern von Straftätern zu helfen, ist bis heute geblieben.
Bernd Borchert leistete mit seinem 10 köpfigen hochmotivierten und engagierten Team da Hilfe, wo Opfer sie benötigen - in rund 30 Fällen konnte im vergangenen Jahr mit menschlichem Beistand und anderen Maßnahmen geholfen werden.
Opfer von Straftaten haben feste, unumstößliche Rechte - zum Beispiel auch umfassenden Informationsanspruch darauf, was während des Strafprozesses geschieht. Darauf weist der WEISSE RING, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, zum Tag der Kriminalitätsopfer hin. "Opfer von Straftaten müssen massive Einschnitte in ihr Leben verkraften. Oft müssen sie jahrelang darum kämpfen, Tatfolgen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch zu überwinden", sagt Roswitha Müller-Piepenkötter, Bundesvorsitzende des WEISSEN RINGS. Die Kenntnis ihrer Rechte und die Gewissheit, durch Informationen in den Strafprozess sensibel und behutsam mit eingebunden zu sein, könne enorm dabei helfen, Erlebtes zu verarbeiten, so Müller-Piepenkötter.
Der "Tag der Kriminalitätsopfer" findet zum 25. Mal statt und macht auf opferrelevante Themen aufmerksam.
Der Aktionstag wurde 1991 vom WEISSEN RING als Mahnzeichen gegen das mangelnde Problembewusstsein der Gesellschaft für die Belange der durch Kriminalität und Gewalt geschädigten Opfer und Ihrer Familien in Deutschland etabliert.
316.000 Opfern von Straftaten konnte bisher durch direkte finanzielle Hilfen in Höhe von 120 Millionen Euro geholfen werden. In einer Gesamtsumme gar nicht erfassbar ist dagegen, wie oft die Mitarbeiter Trost, Hilfe und Beistand geleistet haben, um Menschen in Notlagen Auswege aufzuzeigen, betont Bernd Borchert. Der WEISSE RING ist gut erreichbar unter: www.WEISSER-RING.de . Das kostenlose bundesweite Opfertlefon erreicht man unter: 116006 und die Außenstelle Limburg-Weilburg direkt unter: 0160/99075736 sowie borchert-Bernd@t-online.de (Bericht: Peter Ehrlich/WEISSER RING, Aussenstelle Limburg-Weilburg)
Seit dem 1. Januar 2016 greifen neue gesetzliche Bestimmungen, die insbesondere die Informationsrechte von Opfern ausweiten: So profitieren Opfer nun unter anderem davon, dass sie Informationsanspruch auf Zeit und Ort der Hauptverhandlung, auf Schutz- und Entschädigungsmaßnahmen, aber auch auf Zugangsmöglichkeiten zu Hilfs, Dolmetscher- und Übersetzungsangeboten haben. Der WEISSE RING war an diesem Prozess maßgeblich beteiligt: So brachte er sich bereits auf EU-Ebene stark in die Entstehung der entsprechenden EU-Oferschutzrichtlinie ein, die dann anschließend in nationales Recht umgesetzt wurde. Oberste Maxime ist für den WEISSEN RING die Perspektive des Opfers: Es geht darum, der Ohnmacht zu entkommen, die Opfer häufig spüren", erläutert Müller-Piepenkötter. Die ihnen nun zustehenden Rechte befähigten Opfer dazu, mündig und selbstbestimmt das in Anspruch zu nehmen, was bei der Tataufarbeitung helfe. Die Rechte zeigten nicht nur den Weg zurück in ein normales Leben auf, sondern machten diesen vor allem für das Opfer aus eigener Kraft heraus gangbar. "Informierte Opfer sind stark", fasst Müller-Piepenkötter zusammen.
Im Rahmen des Projektes Infovictims, an dem sich verschiedene Opferhilfe-Organisationen aus anderen Ländern Europas beteiligen, treibt der WEISSE RING die Bekanntwerdung der Opferrechte weiter voran. Auf einer eigens eingerichteten Website (WWW-infovictims.de) werden anschaulich und in leicht verständlicher Sprache unter anderem Vorgänge eines Strafprozesses aufgezeigt und daran Beteiligte vorgestellt. Darüber hinaus werden Opferrechte detailliert erklärt, aber auch Hilfestellungen beim ersten Umgang mit Tatfolgen gegeben. Wie Müller-Piepenkötter verdeutlicht, geht es beim Projekt aber nicht nur draum, die Opfer selbst bestmöglich anzusprechen: "Das Projekt richtet sich ausdrücklich an alle Beteiligten, die mit Opfern von Straftaten in Kontakt stehen, wie Polizisten, Anwälte, Richter, Therapeuten und Sozialarbeiter. All diese Berufsgruppen sollten immer wieder dafür sensibilisiert werden, mit welchen Ängsten und Widrigkeiten Kriminalitätsopfer kämpfen", so die Bundesvorsitzende. Ziel sei die Schaffung eines starken öffentlichen Bewusstseins für die Belange und die Bedürfnisse der schuldlos in Not Geratenen. (Bericht: Peter Ehrlich)